Das Naturheilverfahren - Heilen mit der Kraft der Natur
Naturheilverfahren
„Alles, was der Natur gemäß geschieht, geschieht richtig“
(Epiktet, um 50 v. Chr., griech. Philosoph)
Immer mehr Menschen setzen heute auf die Kraft der Natur zum Heilen von Krankheiten. Vertrauten 1970 nur 50 Prozent aller Bundesbürger - vorwiegend Frauen aus gebildeten Schichten - der Natur-medizin, so greifen heute fast 73 Prozent, Frauen wie Männer, bei leichteren Erkrankungen auf pflanzliche oder homöopathische Heilmittel zurück. Doch die Naturheilkunde ist mehr als ein Huflattich Tee gegen Husten.
Die moderne Schulmedizin bedient sich zum Heilen von Krankheiten hauptsächlich des Prinzips der Kompensation, nach dem fehlende Substanzen und blockierte Funktionen im menschlichen Körper vor allem mithilfe von Medikamenten ausgeglichen werden sollen. Solche Eingriffe bewirken neben der beabsichtigten Linderung oder Heilung oftmals einen Eingriff in das Gleichgewicht des menschlichen Körpers, der zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen führen kann.
Naturheilverfahren sind daher bestrebt, Krankheitserscheinungen in ihrer ganzheitlichen Beziehung zum gesamten menschlichen Organismus zu sehen, die körpereigenen Regulationsmöglichkeiten des Patienten zu aktivieren und in Einklang zum geordneten Ganzen zu bringen.

Naturheilverfahren haben eine jahrtausendealte Tradition und finden zurzeit mehr und mehr Eingang in die moderne naturwissenschaftliche Medizin, da sie einige sehr wirkungsvolle, therapieergänzende Aspekte haben.
Die moderne Naturheilkunde umfasst in ihren therapeutischen Verfahren alle Mittel, welche die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen und aktivieren. Dazu nutzt sie die äußeren Reize der Umwelt sowie Bewegung und Ernährung und erstrebt eine Lebensweise nach natürlichen Aspekten. Klassische Naturheilverfahren haben nicht nur körperliche und seelische Wirkungen, sie sollen den Patienten auch aktivieren, sein Selbstbewusstsein stärken, seine sozialen Fähigkeiten fördern und ihm somit helfen, Möglichkeiten zur Bewältigung akuter und chronischer Krankheiten zu entwickeln. So helfen sie, das innere Gleichgewicht zu finden bzw. zu erhalten. Sie können als Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie gesehen werden, sind aber oft die einzige Möglichkeit einer sinnvollen Behandlung.
Entwickelt haben sich die unterschiedlichen natürlichen Heilmethoden bereits in der griechischen Antike: Naturphilosophen versuchten, eine Verbindung zwischen Natur, Mensch und Krankheit herzustellen. In den Schriften des Hippokrates von Kos (um 460 v. Chr.) liegen die eigentlichen Wurzeln der Naturheilung; nach ihnen findet die Natur immer Mittel und Wege zur Heilung. Der Arzt ist, nach Meinung des Hippokrates, Diener der medizinischen Kunst, also der Natur. Seine Aufgabe besteht darin, dem Körper Fehlendes zuzusetzen und ihm Überflüssiges zu entziehen - wie dies auch heute noch durch Ausleitungsverfahren realisiert wird. Die hippokratische Medizin begutachtete den Menschen in Bezug auf seine gesamte Natur und Umwelt und bezog die Jahreszeiten, Wind- und Wasserverhältnisse ebenso in den Heilungsprozess mit ein wie die Landschaft, das Haus und die Mitmenschen.
Die römische Antike, die sich eher durch ein schlichtes Gesundheitswesen auszeichnete, bereicherte die natürlichen Heilverfahren vor allem durch die gehobene Körperpflege: Staatliche Bäder dienten zwar ursprünglich als Erholungsstätten für Körper und Geist, ihre Heilkraft wurde aber bald erkannt.
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Bis in die frühe Neuzeit blieben die Kenntnisse über Naturheilkräfte größtenteils erhalten, doch rückte mit der Aufklärung immer mehr der Arzt ins Zentrum des heilerischen Denkens. Das Wissen um die Heilkräfte der Natur ging mehr und mehr verloren und wurde einzig in den Überlieferungen des Volkes bewahrt, war hier aber häufig als Kurpfuscherei, wenn nicht gar als Ketzerei und Hexerei verschrieen. Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen des Naturalismus und durch die Pionierarbeit von Laien wie Prießnitz oder Kneipp, gewannen Naturheilverfahren wieder an Popularität, wurden von der Schulmedizin jedoch lange Zeit ignoriert und bisweilen boykottiert. Ausgerechnet Bewegungen wie die »Neue deutsche Heilkunde« und die Volksheilverbände des Nationalsozialismus weckten das Interesse für die Naturheilverfahren und integrierten sie in die Schulmedizin. Heute werden Naturheilverfahren als Teil der Gesamtmedizin angesehen. An Patienten ausgeführt werden dürfen sie nur, wenn eine entsprechende Weiterbildung erfolgte.
Der Naturheiler geht davon aus, dass die Behandlung einer Krankheit die Anregung der Selbstheilungsprozesse des Körpers zum Ziel haben sollte.
Daran anknüpfend sieht er die Symptome nicht als Teil der Krankheit an, sondern als ein Zeichen des Körpers für dessen Ringen um inneres Gleichgewicht. Die Behandlung muss daher so sanft wie möglich sein und den Körper möglichst wenig belasten. Ordnung, z.B. ein naturgemäßer Wechsel zwischen Wachsein und Schlafen, Pflanzenheilkunde, die heilenden Kräfte des Wassers sowie eine gesunde Ernährung stellen dabei die Grundlage naturkundlicher Therapieformen dar. Große Beachtung bei natürlichen Therapien findet auch die körperliche Bewegung im Sinne eines regelmäßigen, sinnvollen Trainings, welches ganz im Bereich der Leistungsfähigkeit des Einzelnen liegt. Das Training soll den Gesamtorganismus sowie die einzelnen Organe stärken, entwickeln und erhalten. Es dient der Heilung ebenso wie der Prävention.
Balneotherapie, Lymphdrainage und Massagen sind Beispiele für die Vielzahl natürlicher Heilverfahren, die die Heilung des Patienten fördern und die Schulmedizin sinnvoll ergänzen können.
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